Leben und Arbeiten in Polen

Jedes Jahr wandern rund 8.000 Deutsche in unser Nachbarland Polen aus. Schon seit Jahren ist es eines der beliebtesten Auswanderungsziele der Deutschen. Die Gründe dafür sind...

Polen

Jedes Jahr wandern rund 8.000 Deutsche in unser Nachbarland Polen aus. Schon seit Jahren ist es eines der beliebtesten Auswanderungsziele der Deutschen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Für manche sind es die niedrigen Lebenshaltungskosten, andere sind neugierig was Osteuropa so bietet und viele wollen näher bei dem polnischen Teil ihrer Familie sein oder ihre Wurzeln entdecken.

Auch wenn Polen bereits seit 2004 ein EU-Mitglied ist, sehen manche das Land als ärmlich und rückständig. Diese negativen Vorurteile sind tief in den Köpfen von einigen Deutschen verankert. Wer in letzter Zeit zu Besuch in Polen war, weiß, dass an den Vorurteilen kaum Wahres dran ist. Die polnische Wirtschaft wächst, in den Großstädten siedeln sich immer mehr bekannte, internationale Unternehmen an und die Kriminalitätsrate ist nicht höher als in Deutschland oder anderen westeuropäischen Ländern.

Polen hat viel zu bieten: die Ostsee im Norden, Berge im Süden und eine vielfältige Natur dazwischen. Geschichte und Traditionen treffen auf moderne Großstädte. Kein Wunder, dass das Land immer beliebter wird.

Ankommen in Polen

Meldepflicht

Da Polen zur EU gehört, braucht man als Deutscher für die Einreise nur einen Personalausweis oder einen Reisepass. Wer sich länger als 3 Monate im Land aufhalten will, muss sich bis spätestens 30 Tage nach Ankunft bei der zuständigen Woiwoden registrieren.

Wichtige Identifikationsnummern

Beim Finanzamt sollte man dann eine steuerliche Identifikationsnummer, die NIP (Numer Identyfikacji Podatkowej), beantragen. Diese wird benötigt, sobald du eine Arbeit aufnimmst. Die persönliche ID-Nummer PESEL kann freiwillig beantragt werden. Sie wird für viele Behördengänge benötigt und kann das Leben in Polen vereinfachen.

Bankkonto

Auch wenn man am Anfang seines Aufenthalts in Polen auch mit einem deutschen Bankkonto klarkommt, sollte man spätestens vor dem ersten Gehalt ein polnisches Bankkonto eröffnen. Zur Eröffnung eines Bankkontos benötigt man meistens nur einen Identitätsnachweis (Ausweis oder Pass) und eine Adresse, an die alle Unterlagen geschickt werden. Es lohnt sich die Konditionen der verschiedenen Banken zu vergleichen, um die beste Bank für dich zu finden.

Krankenversicherung

Arbeitnehmer unterliegen in Polen der Krankenversicherungspflicht. Die staatliche Krankenversicherung ist der Nationale Gesundheitsfonds (Narodowy Fundusz Zdrowia – NFZ). Vom Arbeitgeber wird man bei der Sozialversicherungsanstalt (ZUS) angemeldet und ist dann automatisch bei der NFZ registriert. Der Beitrag für die Krankenversicherung wird vom Gehalt abgezogen. Durch den NFZ hat man Zugang zu kostenloser, öffentlicher Gesundheitsversorgung. Die ZUS ist verantwortlich für die Sozialversicherung, Arbeitslosenversicherung und Krankenversicherung.

Steuern & Gehalt

Je höher das Einkommen, desto höher ist der Steuersatz in Polen. Im europäischen Vergleich liegt die Einkommenssteuer relativ niedrig. Bis zu einem Einkommen von 85.528 PLN (ungefähr 19.260,92 €) zahlt man 18 % Steuern, darüber hinaus 32 %. Der offizielle Durchschnittslohn in Polen liegt bei rund 990 € (4.163 PLN).

Gehälter unterscheiden sich natürlich je nach Branche. In  der Informations- und Kommunikationsbranche verdient man ungefähr 1.987 € und im Handel 1.200 €. Natürlich hängt das Gehalt auch von Qualifikationen, Arbeitsort, Unternehmensgröße und anderen Faktoren ab. Generell lässt sich sagen, dass die Löhne steigen. Erfahrungsgemäß kann man in Jobs, bei denen mehrere Fremdsprachen benötigt werden, also zum Beispiel Deutsch und Englisch, rund 10 % mehr verdienen. Die polnischen Gehälter sollte man nicht mit deutschen vergleichen, da die Lebenskosten in Polen niedriger sind.

Arbeiten in Polen

Arbeitsmarkt

Polen hat, wie viele andere Länder auch, mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen. Viele qualifizierte Arbeitskräfte zieht es ins Ausland. Wer eine gute Ausbildung hat und in einem nachgefragten Beruf arbeitet, sollte also keine allzu großen Probleme haben einen Job zu finden. Das Wirtschaftswachstum war in den letzten Jahren positiv und die Arbeitslosenquote ist auf dem tiefsten Stand seit Jahren. Doch trotz der positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt haben viele Polen Angst ihren Job zu verlieren. Die meisten Arbeiter zeigen deshalb eine gute Arbeitsmoral. Man sollte also seinen Job ernst nehmen und zuverlässig arbeiten. Anders als in Deutschland geht es in vielen Unternehmen noch förmlich zu. Kollegen sollte man anfangs auf jeden Fall mit „Sie“ ansprechen, um nicht als unhöflich oder respektlos zu gelten.

Bekannte Unternehmen wie Amazon, Google oder Microsoft haben Standorte in verschiedenen Großstädten in Polen und bieten gute Arbeitsmöglichkeiten für ausländische Fachkräfte, da englische Sprachkenntnisse meist wichtiger sind als polnische. Arbeitskräfte werden vor allem im IT-Bereich gesucht. Die enge wirtschaftliche Beziehung zwischen Deutschland und Polen macht sich natürlich auch in den Unternehmen bemerkt. Um Erfolg auf dem deutschen Markt zu haben, suchen viele Unternehmen Mitarbeiter, die den deutschen Markt kennen und gute Deutschkenntnisse haben.

Arbeitsrecht

Das Arbeitsrecht ist ähnlich wie in Deutschland. Gearbeitete (Gearbeitet) wird üblicherweise 40 Stunden pro Woche. Die Probezeit zu Beginn eines neuen Jobs darf maximal 3 Monate betragen. Kündigungsfristen richten sich nach befristetem oder unbefristetem Vertrag und die bisherige Dauer der Anstellung. Die Anzahl der Urlaubstage kann vom Unternehmen selbst bestimmt werden, aber die Mindestanzahl muss eingehalten werden. Arbeitnehmer, die weniger als 10 Jahre beschäftigt sind, bekommen mindestens 20. Ein befristeter Arbeitsvertrag darf bis zu dreimal verlängert werden, aber die Dauer der Befristung darf maximal 33 Monate sein.

Arbeitsvertrag auf Probe, Art. 34 KP: bei einer Probezeit von bis zu 2 Wochen: Kündigungsfrist von 3 Tagen, bei einer Probezeit von über 2 Wochen aber unter 3 Monaten: Kündigungsfrist von 1 Woche, bei einer Probezeit von 3 Monaten: Kündigungsfrist von 2 Wochen.

Unbefristeter Arbeitsvertrag, Art. 36 § 1 KP: bei einer Anstellung von bis zu 6 Monaten: Kündigungsfrist von 2 Wochen, bei einer Anstellung von über 6 Monaten: Kündigungsfrist von 1 Monat, bei Anstellung von mindestens 3 Jahren: Kündigungsfrist von 3 Monaten.

Bewerbung

Wie in anderen Ländern auch, gehören zu den Bewerbungsunterlagen ein Lebenslauf und ein Anschreiben. Im Anschreiben solltest du kurz erklären warum du dich für die Stelle interessierst und was dich zum geeigneten Kandidaten macht. Dein persönlicher als ein Lebenslauf sollte wie üblich alle Qualifikationen und Erfahrungen auflisten, die dich zum perfekten Kandidaten für den Job machen.

Wenn du eine Bewerbung an ein polnisches Unternehmen schickst, solltest du unter deinem Lebenslauf eine Einverständniserklärung auf Polnisch für die Verarbeitung deiner personenbezogenen Daten hinzufügen:

„Oświadczam, że wyrażam zgodę na przechowywanie i przetwarzanie moich danych osobowych, niezbędnych dla potrzeb procesu rekrutacji“ (zgodnie z Ustawą z dnia 29.08.1997 r. o Ochronie danych osobowych z późn. zm.).

Auf dt.: „Ich erkläre mich damit einverstanden, dass meine für das Bewerbungsverfahren erforderlichen personenbezogenen Daten gespeichert und verarbeitet werden (entsprechend dem Gesetz vom 29. August 1997 über den Schutz personenbezogener Daten mit spät. Änd.)“

Leben in Polen

Wohnen

 

Wohnungsanzeigen kannst du in Tageszeitungen, wie die Gazeta Wyborcza oder Rzeczpospolita, oder im Internet finden. Die Gazeta Wyborcza kann man auch im Internet unter http://gazetadom.pl/dom/0,0.html finden. Eines der größten Wohnungsportale ist Gratka.pl. Wohnungen findet man hier: http://www.gratka.pl/ogloszenia/nieruchomosci/mieszkania/lista.html?typ=1

Die Seite ist auf Polnisch, sodass es schwierig sein kann, sich zurechtzufinden. Generell ist die Suche ohne Polnischkenntnisse natürlich anstrengender, kann aber trotzdem erfolgreich sein (versuch es mit Google Translate). Wer will kann natürlich auch einen Makler engagieren.

Wichtige Vokabeln bei der Wohnungsuche:

mieszkanie – Wohnung

Domy – Haus

Wynajem - Mieten

Sprzedaż - Kaufen

Pokoj - Zimmer

Powierzchnia - Fläche

Lebenshaltungskosten in Polen

Die Lebenshaltungskosten in Polen sind niedrig. Auch hier gilt, in den größeren Städten sind die Preise höher, als in ländlichen Regionen

 

Warschau

Berlin

1 Liter Milch

1,5 Liter Wasser

Kartoffeln 1 kg

Monatskarte ÖPNV

Internet (monatlich)

Kino

Fitnessstudios(monatlich)

 0,61 €

0,46 €

0,44 €

26,18 €

10,75 €

6,31 €

25,80 €

 0,80 €

0,62 €

1,28 €

81,00 €

28,80 €

10,00 € 

28,55 €

 

Die monatlichen Lebenshaltungskosten für eine Person betragen ungefähr 475 €, ohne Miete. Die Kaltmiete für eine Ein-Raum-Wohnung beträgt im Durchschnitt 350 € - 550 €, abhängig von Lage, Größe, Ausstattung. Besonders in Warschau sind die Mieten relativ teuer. Generell sollte man bei Großstädten die Stadtmitte meiden.

Die monatlichen Nebenkosten betragen ungefähr 149 € für einen Ein-Personen-Haushalt. Eine günstige Alternative ist das Wohnen in einer WG. Die monatlichen Ausgaben hängen natürlich vom eigenen Lebensstil ab. Viele Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern Vorteile, wie zum Beispiel Zuschüsse zu Fahrkosten/Monatsticket oder Fitnessstudio. Wer in Berlin monatlich 2.000 € zum Leben hat, benötigt in Warschau ungefähr 1.295 €, um den gleichen Lebensstil zu pflegen.

Sicherheit

Die Kriminalität in Polen wird als niedrig eingestuft. Laut Kriminalitätsindex von Numbeo liegt Polen in Europa auf Platz 17, einen Platz vor Deutschland. Erstellt wird der Index durch Umfragen unter den Besuchern der Webseite. Die Anzahl von Verbrechen pro tausend Einwohner liegt in Polen niedriger als in Deutschland.

Verkehr

Obwohl der öffentliche Nahverkehr in den Städten gut ausgebaut ist und auch das Zugnetz weitläufig ist, nehmen viele Polen das Auto. Das führt zu vollen Straßen in den Großstädten und langen Fahrtzeiten (Fahrzeiten) zur Arbeit. Wer das eigene Auto aus Deutschland mitbringen will, muss es spätestens nach sechs Monaten im Land anmelden. Dafür müssen alle relevanten Dokumente (wie z. B. Reisepass, Fahrzeugschein, Kaufvertrag etc.) von einem vereidigten Dolmetscher ins polnische übersetzt werden.

Deutsche in Polen

Besonders die Region Oberschlesien ist von deutscher Kultur geprägt. Dort lebt mehr als die Hälfte der offiziell anerkannten deutsche Minderheit, der geschätzt 300 000 Personen angehören. In Polen sowie in Deutschland gibt es viele Vereine und Organisationen, die sich für den wirtschaftlichen und kulturellen Austausch der beiden Länder einsetzen. Die Deutsch-polnische Gesellschaft hat Vertretungen in vielen deutschen und polnischen Städten. So gibt es zum Beispiel die DPG in Warschau, die regelmäßig einen Stammtisch für Deutsche organisiert. Bei Facebook findet man oft Gruppen für deutsche Auswanderer oder internationale Expats, z. B. Deutsche in Krakau oder Expats in Warschau. Diese Gruppen eignen sich gut, um Freunde zu finden, oder Fragen zu stellen.

Die deutsche Sprache ist in Polen recht verbreitet. Fast die Hälfte der polnischen Schüler lernt Deutsch in der Schule. Neben Englisch ist es die am weitesten verbreitete Fremdsprache. Man kann sich also auch mit manchen Polen auf Deutsch unterhalten. Für die vielen Jobs, in denen die deutsche Sprache benötigt wird, haben Muttersprachler aber bessere Chancen. Warschau findet man auch einen deutschen Kindergarten und eine deutsche Schule, auf der nach dem deutschen System unterrichtet wird.

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