Leben und Arbeiten in Österreich
Österreich ist für viele Deutsche weitaus mehr als ein beliebtes Reiseziel. Fast 30 000 Deutsche studieren an österreichischen Universitäten, dazu kommen um die 18 000 Bundesbürger, die...
Österreich ist für viele Deutsche weitaus mehr als ein beliebtes Reiseziel. Fast 30 000 Deutsche studieren an österreichischen Universitäten, dazu kommen um die 18 000 Bundesbürger, die pro Jahr in die Alpenrepublik auswandern, in erster Linie wegen der sehr guten Berufschancen. Etwa 10 000 ziehen allerdings auch wieder zurück. Man sollte sich also gut vorbereiten. Da die Alpenrepublik zur Europäischen Union gehört, ist es jedoch nicht schwer als Deutscher dort zu leben und zu arbeiten.
Unternehmen und Jobs für Deutsche
Die Nachbarn Österreich und Deutschland arbeiten eng zusammen bei wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Belangen. Dies zeigt sich auch in den zahlreichen Niederlassungen deutscher Firmen in Österreich, so wie es auch umgekehrt der Fall ist. Die gut entwickelte österreichische Wirtschaft weist einen hohen industriellen Anteil auf und nutzt einen hohen Anteil von 32% an erneuerbaren Energien aus Wasser, Wind, Biomasse und Erdwärme. Das Land ist führend im Maschinenbau und hat zahlreiche mittelständische Zulieferer für die Fahrzeugindustrie. Überhaupt sind mittelständische Unternehmen ein guter Tipp.
Sie sind oft Weltmarktführer in ihrer Branche und entsprechend gut aufgestellt. Zu den bekanntesten Unternehmen in Österreich gehören Voestalpine (Stahl), Strabag (Bau), Verbund AG und EVN (Energie), Telekom Austria (Telekommunikation), Erste Bank (Banking). Interessant sind auch Firmen wie Schachermayer (Groß- und Einzelhandel), Kober GmbH (Werbung und Informatik), ESIM Chemicals GmbH (Pharma, Chemie und Biotechnologie), um nur einige wenige zu nennen. Wie nahezu überall wird auch im Gesundheitswesen verstärkt Personal gesucht, und - nicht zu vergessen – in der Gastronomie und in der Tourismusbranche.
Arbeitserlaubnis
Jeder EU-Bürger hat das Recht, sich in Österreich niederzulassen und dort zu arbeiten. Dieses Recht gilt für einen Aufenthalt von 3 Monaten, unabhängig davon, ob man arbeitet bzw. sich in einer Ausbildung befindet oder einfach nur Urlaub macht. Spezielle Genehmigungen sind dafür nicht erforderlich. Allerdings muss man sich, ähnlich wie in Deutschland, nach Bezug einer Wohnung innerhalb von 3 Tagen beim Meldeamt der Stadt anmelden. Will man länger als 3 Monate bleiben, muss man eine Anmeldebescheinigung beantragen. Als EU-Bürger kann man sein Recht auf Freizügigkeit in Anspruch nehmen. Bestimmte Voraussetzungen müssen dennoch erfüllt werden:
- Man muss Arbeitnehmer oder selbstständig sein (natürlich in Österreich)
- Über ausreichende Existenzmittel und einen umfassenden Versicherungsschutz für sich und seine Familie verfügen
oder
- der Hauptzweck des Aufenthalts ist eine Ausbildung/Studium an einer öffentlichen Schule oder rechtlich anerkannten Privatschule oder Bildungseinrichtung und du verfügst über ausreichende Existenzmittel und umfassenden Krankenversicherungsschutz
Achtung: Versäumt man die Beantragung der Anmeldebescheinigung, macht man sich strafbar. Bekommt man die Bescheinigung, kann man auch einen EU-Lichtbildausweis beantragen, der als Identitätsnachweis in Österreich gilt. Alle Schritte in der richtigen Reihenfolge kurz gelistet:
Sich registrieren
Anmeldebescheinigung beantragen bei der zuständigen Niederlassungsbehörde (Landeshauptmann bzw. Bezirkshauptmannschaft oder Magistrat). Dies muss innerhalb von vier Monaten nach Ankunft erfolgen. Das Antragsformular erhält man bei der Behörde oder als Download.
EU-Lichtbildausweis beantragen
Die Sache hat noch einen Haken: Ein gültiger Reisepass oder Ausweis genügt nicht. Man muss auch nachweisen, dass man den eigenen Unterhalt selbst bestreiten kann. Das können u.a. sein: Bescheinigung des Arbeitgebers, Nachweis über ausreichende finanzielle Mittel, Nachweis der Selbstständigkeit etwa durch Steuernummer, Zulassung zu einer Bildungseinrichtung. Auch eine Krankenversicherung muss nachgewiesen werden.
Bildung
Im österreichischen Bildungssystem wird ähnlich wie in Deutschland nach 12 bis 13 Schuljahren die Hochschulreife erlangt. Allerdings wird diese hier nicht Abitur, sondern Matura genannt. Mit der Erlangen der Matura ist man für die universitäre Hochschulausbildung qualifiziert. Ungefähr zweihundert verschiedene Studiengänge werden an österreichischen Hochschulen angeboten. Die drei am häufigsten gewählten Fachrichtungen sind Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Rechtswissenschaften und Publizistik/Kommunikationswissenschaften.
Erst seit 1994 gibt es in Österreich Fachhochschulen, die im Gegensatz zu den eher forschungsorientierten Universitäten überwiegend sehr anwendungsorientiert und praxisbezogen sind. Da Österreich sich ebenfalls der Studienarchitektur des Bologna-Systems angeschlossen hat, wird auch hier ein dreistufiges Studium angeboten. Dabei bildet der Bachelorabschluss die erste Stufe und wird nach drei Jahren erreicht. Der Bachelor gilt als berufsqualifizierend, sodass Studierende bereits nach drei Jahren dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Die zweite Stufe ist der Master, der nach weiteren zwei Jahren abgeschlossen werden kann und einen Bachelor-Abschluss voraussetzt. Der Master soll die Kenntnisse in einem bestimmten Bereich vertiefen und ist forschungsorientierter als der Bachelor.
Die dritte und letzte Stufe ist das Doktoratsstudium. Hierbei liegt der Fokus auf der Befähigung des Studierenden zum selbstständigen, wissenschaftlichen Arbeiten und in der Förderung des Nachwuchses für die Forschungseinrichtungen.
Sprache und Handelsbeziehungen
Die österreichische Landessprache ist Deutsch, Amtssprachen sind aber neben Deutsch auch Kroatisch, Slowenisch und Ungarisch. Prüfungszeugnisse aus Deutschland werden zumeist anerkannt und die hoch im Kurs stehende duale Berufsausbildung ist ein weiteres Plus. Dazu kommt, dass Deutschland Österreichs bedeutendster Handelspartner ist und mehr als 4000 Unternehmen mit etwa 260 000 Mitarbeitern im Nachbarland betreibt. Deutsche haben also gute Karten. Noch besser ist dran, wer in einem sogenannten Mangelberuf tätig ist.
Derzeit sind das: Fräser, Dreher, Techniker und Ingenieure im Maschinenbau, Starkstromtechniker, Diplomingenieure für Starkstromtechnik, Diplomierte Krankenpfleger. Hier hat man aufgrund der gemeinsamen Sprache einen Vorteil gegenüber Jobsuchenden aus anderen Ländern, die es ebenfalls in die Alpenrepublik zieht.
Wohnen und Gesellschaft
In den österreichischen Städten wohnen die meisten Leute zur Miete. Die Wohnungssuche ist aber nicht immer einfach und die Mieten vor allem in den Zentren können ganz schön zu Buche schlagen. Wer Zeit hat, sollte sich im Vorfeld umtun. Vielleicht genügt ja auch eine Bleibe in einem Außenbezirk, wenn die Verkehrsanbindung gut ist. Selbst suchen ist auch viel preiswerter als über einen Makler. Wichtig: Mietvertrag vor der Unterschrift studieren. Er gilt normalerweise für drei Jahre.
Deutsche in Österreich
Die meisten Deutschen leben in Wien, Graz, Salzburg und Linz. Dort kann man sich besonders leicht einer deutschen Community oder einer Expats-Gruppe anschließen. Man kann andere Deutsche treffen, die ihre Erfahrungen teilen wollen.
Und: man kann dabei auch Österreicher und Leute aus anderen Ländern kennen lernen. Über Facebook ist es natürlich besonders easy, sich zu einem Stammtisch zu verabreden.